Pintsch im Krieg

Der 2. Weltkrieg in Pintsch

Die Ardennenoffensive, auch Rundstedt-Offensive, ist der letzte Versuch des Dritten Reiches, den westalliierten Kräften eine große Niederlage zuzufügen. Am 16. Dezember um 5.30 Uhr beginnt die deutsche Offensive überraschend mit einem 90-minütigen Vorbereitungsfeuer aus über 1600 Rohren.

Das Hauptquartier des 707th Tank Battalion befindet sich in Wilwerwiltz, während die Company B in Pintsch liegt. Am Morgen des 16. Dezember 1944 wird der erste Zug der Company B nach Bockholtz verlegt und der zweite Zug bezieht Verteidigungsstellungen um Pintsch. Der dritte Zug trifft gegen 15.30 Uhr in Hoscheid ein.

Am 16. Dezember überquert die 26. Volksgrenadierdivision bei Gmünd die Our und dringt ‒ unter Umgehung starker amerikanischer Stellungen bei Hosingen und Consthum ‒ durch Waldgebiete bis ins Tal der Klerf vor. In einem nächtlichen Überraschungsangriff werden Drauffelt, Wilwerwiltz und Alscheid eingenommen, am 17. Dezember wird bei Drauffelt die Klerf überschritten.

Am Samstag, den 16. Dezember 1944 ist der Bockholtzer Friedhof Schauplatz heftiger Kämpfe. Amerikanische Panzer fahren von Pintsch nach Bockholtz hinauf. Am Nachmittag kommt ein Panzer mit durchschossenem Turm zurück. Ein Soldat mit Rückenschuss wird in der Schule notversorgt. Er erhält die Sterbesakramente und wird mit dem Rotkreuz-Fahrzeug abtransportiert. Alles unter den entsetzten Augen der verängstigten Dorfbevölkerung! Am Sonntag ist Hochamt, und Pfarrer Schmit versucht, die Menschen aus Lellingen und Pintsch zu beruhigen. Aus Wilwerwiltz sind auch einige gekommen, aus Enscheringen niemand.
 
Dann die Nachricht, die Wehrmacht sei seit dem frühen Morgen in Siebenaler. Am Nachmittag verlässt die gesamte Bevölkerung das Dorf ‒ nur der Pfarrer und sechs Personen bleiben zurück. Abends in der Dunkelheit rücken die Deutschen nach einem kurzen Feuergefecht in Pintsch ein. Der alte Johann Michels wird später außerhalb des Dorfes erschossen aufgefunden.

Am Mittwoch macht sich eine Familie aus Siebenaler auf den Weg nach Pintsch, um ihr Vieh zu versorgen: Viele Häuser liegen in Trümmern und die Mauer am Pfarrhaus wurde von Panzern zerstört. Die Amis sind abgezogen, die Dorfbevölkerung ist weg. Zwischen den Soldaten der Wehrmacht steht in breiter, wallender Pelerine Pfarrer Schmit und freut sich, die Pfarrmitglieder aus Siebenaler zu sehen.

Im Café Weiler harrt eine Familie aus Esch/Alzette aus: Vater, Mutter und ihr 10-jähriges Kind. Sie versorgten sich in Bockholtz mit Lebensmitteln und wollen nach Esch zurückkehren. Die Eltern werden durch Handgranaten getötet, das Kind überlebt. Am Donnerstag, den 21. Dezember werden sie auf dem Friedhof in Pintsch beerdigt. Der Schreiner hat noch Särge auf Lager, aber für die Beerdigung ist Pfarrer Schmit auf sich allein gestellt. Nicolas Blackes aus Siebenaler bietet ihm seine Hilfe an und die Särge werden auf einem Karren zum Grab gebracht, das vorher von einem russischen Kriegsgefangenen ausgehoben wurde. Weil der Russe hungrig aussieht, bietet ihm Nicolas Blackes einen Apfel an. Lächelnd lehnt er ab. Zu groß ist seine Angst vor den umstehenden deutschen Soldaten.

Fünf Tage später kehren die ersten Bewohner zurück. Viele Jungen fehlen. An Weihnachten geht das ganze Dorf zur Beichte und Pfarrer Schmit hält die üblichen drei Messen ‒ die letzte mit sichtlicher Anstrengung. Es soll sein letzter Gang zur Kirche sein ... Nach kurzer Krankheit stirbt er am 29. Dezember. Die Sterbesakramente spendet ihm der nach Enscheringen evakuierte Pfarrer von Hosingen, Jos Weber.

Bei einem Besuch von Nicolas Blackes äußerte der kranke Geistliche den Wunsch, in Pintsch begraben zu werden, dem Ort, an dem er ein Vierteljahrhundert gewirkt hatte. Die Beerdigung findet am Neujahrstag statt. Pfarrer Weber und Kaplan Albert Thilges aus Drauffelt sowie acht Dorfbewohner geben ihm das letzte Geleit. Auch deutsche Soldaten wohnen dem schlichten Begräbnis bei.

Am 13. Januar wird Henri Klein, Vater von drei Kindern, von Granatsplittern schwer verletzt, als er in seinem Elternhaus den Soldaten beim Kartenspiel zusieht. Er stirbt im in der Kirche von Drauffelt eingerichteten deutschen Frontlazarett und wird in Pintsch beerdigt.

Am 24. Januar wird Pintsch von amerikanischer Artillerie beschossen. Die Schule und zwei Häuser werden zerstört, zahlreiche Wohnhäuser und der obere Teil des Kirchenaltars beschädigt.

In der Nacht zum 25. Januar wird der Friedhof von den Deutschen in eine Stellung verwandelt, Fichten werden gefällt, Schießscharten in die Friedhofsmauer gebrochen und im Turm der Donatuskapelle ein Wachposten eingerichtet.

Am 24. Januar rückt das 317th Regiment der US Army in Alscheid und Enscheringen ein. Am 25. Januar überquert es die Clerf in Wilwerwiltz, und Pintsch wird noch am selben Tag eingenommen.

 

Ein zerstörtes Wohnhaus in der Hauptstraße von Pintsch
Die zerstörte Schule in Pintsch
Grab von Pfarrer Schmit auf dem Friedhof in Pintsch
Denkmal für die Opfer des 2. Weltrkieges in Pintsch
Weitere Informationen
Quellen & Fotos

Jean Milmeister - Die Ardenenschlacht
Fritz Rasqué - Das Ösling im Krieg
United States Army Action Reports
The National Archives and Records Administration (NARA)
Jean-Marie Boumans - Fotos

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