« La tannerie avec 24 fosses, sise au lieu-dit "bei der Pintscher Bruck", inscrite au cadastre de la commune de Wilwerwiltz, section B de Pintsch, sous le numéro 134/599. - Arrêté ministériel du 2 décembre 1964 »

Hinter dieser offiziellen Bezeichnung, wie sie dem Inventar der nationalen Monumente entnommen ist, verbirgt sich eine der ältesten Ledergerbereien des Landes. Die Ursprünge der Gerberei gehen auf das Jahr 1780 zurück, als Henri Delvaux-Bertholet aus d’Halleux in Belgien sich mit seiner Familie in Pintsch niederließ und die erste Gerberei errichtete.

Um Leder herstellen zu können, brauchte man Lohe, Tierfelle, Wasser und Platz für notwendige Gebäude, Gruben und Trockenwiesen. Im Pinscher Talgrund waren diese Voraussetzungen bestens erfüllt. Der kleine Bach lieferte genügend Wasser für die Lohgruben, während die Talwiesen reichlich Platz zum trockenen der gegerbten Häute boten.

Die Gerberei in Pintsch um 1950

Das Handwerk des Lohgerbers (um 1890)

Das heutige Gebäude stammt aus dem Jahre 1827, als die Gerberei ein erstes Mal vergrößert wurde. Besitzer ist du diesem Zeitpunkt Nicolas Delvaux aus Weiswampach. Im Jahre 1835 kaufte Henri Delvaux – Juttel (Juttel aus Diekirch) die Gerberei von Nicolas Delvaux und bringt sie damit zurück in Familienbesitz. Charles Delvaux, welcher auch Schöffe der Gemeinde Wilwerwiltz war, übernimmt den Betrieb im Jahr 1861 von seinem Vater Henri. Im Jahre 1892 ersteigert Arthur Delvaux, auch in Pintsch wohnhaft, die Gerberei, nach Konkurs von Charles Delvaux.

Obwohl im ausgehenden 19. Jahrhundert, die Pintscher Gerberei ein Kleinbetrieb mit nur wenigen Arbeitskräften war, gehörten die Mitglieder der Gerberzunft zu den angesehensten Familien und waren ab 1860 immer wieder in verantwortlichen öffentlichen Ämtern der Gemeinde Wilwerwiltz zu finden.

Ein weiterer Standortvorteil der Pintscher Gerberei war zudem, dass die Produktion und Beschaffung von Lohe aus den heimischen Eichenlohhecken, welche seit je her an den steilen Talhängen der Flüsse und Bäche des Öslings wachsen, möglich war. Die Waldbauern der Umgebung brachten ihre Lohe, Rinde welche von jungen Eichen abgeschält wurde, in Bündeln zur Lohmühle nach Enscheringen. Dort wurde die Lohe getrocknet, gemahlen, in Säcke verpackt und weiter an die Gerberei geliefert.

Die Bauern brachten die Häute der selbst geschlachteten Rinder, Kälber und Schafe und erhielten dafür grobes Oberleder und kräftiges Sohlleder für die genagelten „Werktagsschuhe“. Die Herstellung von Oberleder dauerte 12 Monate, die von Sohlleder 18 bis 24 Monate. Zunächst reinigten die Arbeiter die Felle und legten sie in Kalkwasser. Nach zwei Wochen wurden die Haare der Felle mit einem Schürmesser abgeschabt und die Arbeiter legten die Häute in die Lohgruben, „Kaulen“ genannt, mit frischer Lohbrühe.

Das Wohnhaus der Famille Delvaux in Pintsch

In bestimmten Zeitabschnitten wurden die Häute wieder aus den Gruben herausgeholt und die Brühe umgerührt, anfangs täglich, später wöchentlich, dabei ausgelaugte Brühe durch neue ersetzt. Dieser Vorgang dauerte vier bis fünf Monate.

Danach wurde die Haut versetzt, die Arbeiter legten die Häute in einen andere Grube, streuten dazwischen je eine Schicht Trockenlohe, deckten die Grube mit Brettern ab und füllten Wasser ein. Nach sechs Monaten wurden die gegerbten Häute herausgenommen, abgewaschen, getrocknet und dann beidseitig eingefettet. Zum Schluss wurde das frische Leder geglättet und mit einer Rolle weich gemacht.

Nach 125 Jahren in Hand der Familie Delvaux geht die Gerberei im Jahre 1905 in Besitz von Henri Greisch aus Esch-Sauer über, welcher sie von Arthur Delvaux ersteigert.

Bis zur Einführung der industriellen Mineralgerbung Anfang des 20. Jh. war die Lederproduktion eine wichtige Einnahmequellen für die Bevölkerung der ansonsten durch Armut geprägten ländlichen Region.

In dieser Zeit, um die Jahrhundertwende wurden zum letzen Mal größere Umbauarbeiten an der Pintscher Gerberei vorgenommen, um neben dem heute noch bestehenden Gebäude eine Schnellgerberei einzurichten. Maßgeblich an diesem Projekt, welches auf chemischen Prozessen beruht, war ein aus Ungarn stammender Schiglinski beteiligt. Mit Hilfe neuer Gerbmittel konnte hier wesentlich schneller und preisgünstiger produziert werden.

Diese Technologie ermöglichte es zwar, den normalen Gerbungsprozess von einem Jahr merklich zu verkürzen, doch leitete sie zugleich den Niedergang der Pintscher Gerberei ein, da die Kapazität mit 24 Gruben, in denen die Rinderhäute verarbeitet wurden, zu gering war um wirtschaftlich bestehen zu können. So wurden nach und nach die Gruben zugeschüttet, bis im Jahr 1934 die Produktion eingestellt wurde.

1949 kauft Nicolas Sassel die Gerberei von Schmit Marguerite, der Witwe von Greisch François und nutzt die Gebäude bis in die neunziger Jahre als Unterstand für landwirtschaftliches Gerät. Regelmäßig machten auch Pfadfindergruppen auf Ihren Wanderungen halt, um in dem Gebäude zu übernachten.

Im Jahre 1997 erbt André Sassel die Gerberei von seinem Vater und lässt fünf Jahre später das Schieferdach des Hauptgebäudes rundum erneuern. In den vergangenen Jahrzehnten wurde es ruhiger um die Gerberei „bei der Pënscher Bréck“, und einer der letzten Zeugen dieser bewegten und glanzvollen Epoche und daneben nicht unbedeutender Teil des wertvollen kulturellen Erbes unseres Landes, wartet auf eine neue Bestimmung.

Ansicht der Gerberei in Pintsch (2007)

Quellennachweis:
Données généalogiques 1396 – Rob Deltgen
www.industrie.lu
„Die alter Ledergerberei in Pintsch“ Tageblatt 23.08.1983
Was willst du werden? : Bilder aus dem Handwerkerleben.
Pintsch im Wandel der Jahrhunderte – Jeunesse Pënsch 1986

 

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